Oybek Shaykhov, der auf einen beeindruckenden akademischen und familiären Werdegang zurückblicken kann, ist seit 15 Jahren in der Öl-, Gas- und Energieindustrie tätig, insbesondere bei Projekten in Zentralasien und im Nahen Osten. Er war Mitbegründer eines Konzerns und zweier internationaler Verbände.
Anfang Juni 2021 nahm er die Einladung zu einer Diskussion mit Journalisten an, die Frank Schwalba-Hoth (ehemaliger Abgeordneter des Europaparlaments) ausgesprochen hatte. Es ging darum, in der Nähe des EU-Parlaments über die Herausforderungen zu sprechen, die sein Heimatland an der Kreuzung der chinesischen und russischen Einflusszonen zu bewältigen hat. Er äußerte auch seine Bewunderung für den Aufbau der Europäischen Union und ging auf die (wirtschaftliche und soziale) Zukunft nach COVID-19 ein.
LHCH stellte Fragen zu den grünen Energien im Rahmen des KLIMAAKTIONSPLANS 2050.
Aber stellen wir Oybek Shaykhov erst einmal vor. Sein Urgroßvater war während der Kubakrise UdSSR-Sonderberater von Fidel Castro. Sein Großvater war Minister und sein Vater Botschafter. Da ist es verständlich, dass dieser brillante Geschäftsmann fünf Sprachen spricht (Usbekisch, Russisch, Englisch, Deutsch, Französisch). Gleiches gilt für sein Studium der Internationalen Beziehungen, Wirtschaft sowie der Betriebswirtschaft an der Usbekischen Staatlichen Wirtschaftsuniversität, am Brüsseler VUB Vesalius College, an der Pariser International School of Management (ISM), der New Yorker Columbia Business School (CBS) und der Oxford Saïd Business School (SBS).
Oybek Shaykhov gründete eine internationale NGO, um hochqualifizierte Personen mit usbekischen Wurzeln davon zu überzeugen, in das Land zurückzukehren, um in leitenden Positionen in der Regierung zu arbeiten. Dazu ein Beratungsunternehmen, das sich auf politisches Risikomanagement, Verhandlungen und Geschäftsstrategien für globale Kunden in Zentralasien spezialisiert hat, ein IT-Unternehmen, das öffentliche Wi-Fi-Netzwerke in Usbekistan entwickelt und betreibt und einen Service zur Digitalisierung von COVID-Tracking und Speisekarten für Restaurants in ganz Europa entwickelt hat, ein Ingenieurbüro, das sich auf Infrastrukturprojekte in den Bereichen Energie und Petrochemie konzentriert (im Moment das größte vollständig private Unternehmen in diesem Sektor in Usbekistan) und schließlich die Europäisch-Usbekische Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit (EUROUZ), deren Ziel es ist, die Wirtschaftsdiplomatie und die Kooperationsbemühungen zwischen der EU und Usbekistan zu fördern.
Frank Schwalba-Hoth stellte Usbekistan so vor:
„Usbekistan ist ein Binnenland, doppelt so groß wie Schweden und in etwa mit der gleichen Einwohnerzahl wie Polen, es ist ein Land mit zahlreichen Facetten: Ursprung von Aprikosen, Krokussen, Pfirsichen und Tulpen, Geburtsort von Roxana, der Braut Alexanders des Großen, und von Muḥammad ibn Mūsā al-Khwārizmī, dem Erfinder der Algebra, gesegnet mit einzigartigen historischen Orten wie Samarkand, Buchara und Chiwa (heute durch Hochgeschwindigkeitszüge verbunden), einer mittelalterlichen Sternwarte, dem schrumpfenden Aralsee. Zurzeit ist es ein Land, in dem die postsowjetische Gesellschaft nach einem unabhängigen Weg sucht und sich internationalen Menschenrechtsstandards öffnet, während es Autos und Solarpaneele produziert … “
LHCH: Wird Usbekistan also versuchen, den KLIMAAKTIONSPLAN 2050 einzuhalten?
Oybek Shaykhov: Wir sind das bevölkerungsreichste Land in Zentralasien, das noch immer auf fossile Brennstoffe angewiesen ist, um den größten Teil seines Stroms zu erzeugen, aber auch auf erneuerbare Energiequellen wie Wind-, Solar- und Kernkraft setzen will.
LHCH: Wie sieht der Zeitplan aus?
Oybek Shaykhov: Am 4. Mai 2020 hat die usbekische Regierung das Konzept der Stromversorgung für die nächsten zehn Jahre verabschiedet. Da sich die Stromnachfrage bereits 2023 verdoppeln wird, wurde ein Plan erstellt, der sicherstellen soll, dass die Energieproduktion bis 2030 effizienter und diversifizierter wird. Es wird erwartet, dass mehr als ein Viertel der Stromerzeugungskapazität durch erneuerbare Energien bereitgestellt wird. Die erste Phase würde also in der Modernisierung von Gasanlagen zur Stromerzeugung bestehen und sollte sich über das gesamte Jahrzehnt 2020-2030 erstrecken. Wir setzen auf die Zusammenarbeit mit britischen Unternehmen, die Technologien beisteuern, die uns auf diesem Weg helfen können. Wir haben Kenntnisse auf diesen Gebieten, da wir in Usbekistan viele Elektroautos bauen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll die Stromproduktion 120,8 Milliarden Kilowattstunden (kWh) erreichen und damit doppelt so hoch sein wie heute. Der Plan wurde am 4. Mai von der Regierung verabschiedet.
LHCH: Denken Sie, dass die Umsetzung dieser Maßnahmen angesichts der realen Situation nicht etwas unrealistisch ist? Es gibt in diesem Bereich viele unterschiedliche Interessen …
Oybek Shaykhov: Ja. Trotz des Kampfes gegen eine gewisse Undurchsichtigkeit in den Energiebereichen gibt es immer noch gewisse Grauzonen. Wie Sie sagen, gibt es viele unterschiedliche Interessen. Gerade die Zusammenarbeit mit Russland ist noch weit entfernt von dem traditionellen Rahmen, den Sie in Europa kennen. Die neuen NGOs haben noch nicht viel zu sagen. In Usbekistan sagt man: „Wer die Pipelines beherrscht, beherrscht das Land.“