Kinderärztin Lu Shengmei: Solange Patienten mich noch brauchen, werde ich weiter arbeiten

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„Ich bin in diesem Jahr 78 Jahre alt geworden. Wieviel Zeit ich noch übrig habe, das weiß ich nicht. Aber ich werde mein Versprechen – solange das Leben weiter geht, geht mein Dienst auch weiter – erfüllen.“ Das sagte Lu Shengmei, eine Kinderärztin, die sich ihr ganzes Leben der Kinderheilkunde gewidmet hat.

1968 absolvierte Lu Shengmei von der zweiten Medizinhochschule in Beijing. Danach verließ sie dem Aufruf der Zentralregierung folgend ihre Heimat und kam in den Kreis Jia im Norden der Shaanxi-Provinz an. Als eine gebürtige Beijingerin spürte sie gleich nach der Ankunft die große Kluft zwischen dem Leben in der Hauptstadt und in einem armen Kreis. „Der Kreis Jia war damals sehr arm. Das Wasser, das wir tranken, kam direkt vom Gelben-Fluss, und das Bett war aus Erde gemacht, Läusebisse waren auch nicht selten.“ Ein solches Leben war ihr völlig fremd. Trotzdem hat Lu sich bemüht, sich daran zu gewöhnen und der Arbeit als Kinderärztin zu widmen.

„In jenen Jahren lebten die meisten Menschen dort in Armut. Die Bauern waren fast schon gewohnt, sich bei Krankheiten nur auf das eigene Immunsystem zu verlassen, und haben wenige medizinische Kenntnisse. Viele Patienten, die in Bergregionen lebten, konnten nur schwer ihren Wohnort verlassen“, sagte Lu Shengmei. Deshalb hat sie sich oft Zeit genommen, in die Dörfer zu gehen und Vor-Ort-Behandlungen zu liefern.

Einmal ist sie eine Stunde lang in der Nacht gelaufen, um einer Frau bei der Geburt zu helfen. Als sie ankam, sah sie, dass im dunklen Licht eine Gebärde auf einem Sack voller Erde saß und das Baby schon neben seiner Mutter lag. Die Leute daneben wollten gerade mit einer geschwärzten Haushaltsschere die Nabelschnur durchtrennen. Lu hat das sofort gestoppt und mit desinfizierten Instrumenten und Bandage die Mutter und ihr Kind behandelt.

Dieses Erlebnis ist Lu Shengmei unvergesslich. Das medizinische Wissen der Menschen dort sei so unzureichend und die medizinischen Bedingungen so rückständig. Da habe sie gedacht, das sei der Ort, wo sie am meisten gebraucht werde. Sie entschied sich, sich dafür einzusetzen, die medizinischen Bedingungen in dem armen Kreis zu verbessern und medizinisches Wissen unter den Leuten zu verbreiten.

Um die kranken Kinder professioneller und wirksamer behandeln zu können, hat Lu Shengmei sich bemüht, im Krankenhaus des Kreises Jia eine unabhängige Abteilung für Kinderkrankheiten zu gründen. Dafür hat sie unermüdlich die Notwendigkeit und Bedeutung einer unabhängigen Abteilung hervorgehoben. Im Jahr 1983 war es ihr endlich gelungen. Das war aber nur der erste Schritt. Um die Fähigkeiten der Krankenschwestern in der Abteilung zu erhöhen, hat sie sich wieder bemüht, diese in die Provinzhauptstadt Xi’an zur Ausbildung zu schicken, manchmal sogar mit ihrem eigenen Geld. Zudem ging Lu oft mit ihren Kollegen in die Gemeinden und Dörfer, um die Ärzte dort auszubilden, planmäßige Kinderimpfungen vorzustellen und medizinische Grundkenntnisse zu verbreiten.

„Im Kreis Jia kennt fast jeder die Adresse und Telefonnummer von Dr. Lu. Und alle Familien sind bereit, Kinder von ihr behandeln zu lassen, wenn sie krank sind, und sogar Leute aus der Umgebung vom Kreis Jia kommen zu ihr“, sagte Zhao Lingling, Mutter eines kranken Kindes, „Dr. Lu hat nicht nur ausgezeichnete medizinische Fähigkeiten, sondern geht auch sehr rücksichtsvoll mit ihren Patienten um. Sie beharrt seit vielen Jahren auf dem Grundsatz, dass Kranke behandelt werden können, ohne Geld ausgeben zu müssen, und schwere Kranke mit weniger Geld zu behandeln sind. Zudem wird sie Antibiotika und Stärkungsmittel niemals wahllos einsetzen.“

„Schwester Lu“, „Tante Lu“, „Oma Lu“ „Dr. Lu“… wenn Lu Shengmei auf der Straße des Kreises Jia geht, wird sie immer wieder von den Menschen begrüßt. Viele Generationen lokaler Familien wurden von ihr behandelt, was sie zu einer „alten Bekanntin“ und manchmal sogar zu einem „Familienmitglied“ der Leute gemacht hat.

Im Jahr 1999 trat Lu in den Ruhestand. Sie lehnte ein hohes Gehaltsangebot eines großen Krankenhauses ab und entschied sich, weiter im Kreis Jia zu bleiben. Im Krankenhaus und von Zuhause hat sie wieder begonnen, ehrenamtliche medizinische Arbeit zu leisten. Als Ärztin habe sie keinen Ruhestand bei der Linderung der Leiden der Patienten, sagte sie. Solange sie noch arbeiten könne und die Patienten sie immer noch bräuchten, werde sie weiter ihre Arbeit machen.

(Quelle: CRI Deutsch)