Joseph Needhams riesige Enzyklopädie „Science and Civilisation in China“ (Cambridge, 1954) erinnert uns jeden Tag daran, dass die Chinesen ein Volk brillanter Erfinder und großer Wissenschaftler sind. Das ist schon seit 3000 Jahren so. Kennen Sie zum Beispiel das berühmte erste Bewegungsgesetz des großen Newton, das bereits in einem 2400 Jahre alten chinesischen Buch erklärt worden war?

Hier wird im zweiten Jahrhundert v. Chr. die Erfindung des Miniatur-Heißluftballons erwähnt.

Bereits im zweiten Jahrhundert v. Chr. bauten die Chinesen Miniatur-Heißluftballons aus Eierschalen. In einem Buch aus dieser Zeit, The Ten Thousand Infallible Arts of the Prince of Huai-Nan, wird dieser Zeitvertreib erwähnt:

„Eier können mit Hilfe von brennendem Zunder in die Luft gebracht werden.“

Ein antiker Kommentar, der dem Text beigefügt ist, erläutert dies weiter:

„Nimm ein Ei und entferne den Inhalt aus der Schale, dann zünde ein wenig Beifußzunder in dem Loch an, so dass ein starker Luftstrom entsteht. Das Ei wird sich von selbst in die Luft erheben und wegfliegen.“

Beifuß (Ariemisia vulgaris) ist ein weit verbreitetes Kraut, dessen lange, getrocknete Stängel in China als Zunder zum Anzünden von Feuern und in Pulverform als brennbares Element in Räucherstäbchen verwendet wurden.

In chinesischen Schriften finden sich nur wenige Hinweise auf die Anwendung des Heißluftballonprinzips. Vielleicht hat man die lange Zeit keine große Aufmerksamkeit geschenkt, aber im Mittelalter wurden die militärischen Möglichkeiten genutzt: In europäischen Chroniken finden sich mehrere Hinweise auf die Verwendung von Heißluftballons, die wie Drachen geformt waren. Sie wurden 1241 vom mongolischen Heer in der Schlacht bei Liegnitz entweder als Signal oder als Standarte verwendet.

Das Prinzip wurde höchstwahrscheinlich von den Chinesen übernommen; die mongolische Dynastie errichtete schließlich nur neunzehn Jahre später die volle Herrschaft über ganz China.

Needham hat darauf hingewiesen, dass Papier in China so viele Jahrhunderte früher als anderswo verfügbar war (ab dem zweiten Jahrhundert v. Chr.), dass die Entwicklung der klassischen kugelförmigen Laternen das Experimentieren gefördert haben dürfte. Wenn die oberen Öffnungen zu klein waren und die Licht- und Wärmequelle ungewöhnlich stark war, müssen sie manchmal aufgestiegen sein und frei geschwebt haben.

Peter Goullart, der von 1939 bis 1949 in der Region Liqiang in der Provinz Yunnan im Süden Chinas lebte, beschreibt anschaulich die Verwendung von Heißluftballons in Form von Papierlaternen:

„Im Juli, dem wichtigen Monat vor der Regenzeit, gab es mehrere Feste. Da der Reis bereits gepflanzt war, hatten die Menschen nicht viel zu tun, und die Abende verbrachten die Jüngeren mit Tanzen und dem Fliegenlassen von „Koummingten“, den Leuchtballons. Tagsüber konnte man die jungen Chinesen dabei beobachten, wie sie die geölten Blätter aus rauem Papier zusammenklebten, um die Struktur eines Ballons zu bilden. Diese Ballons wurden dann in der Sonne getrocknet und waren am Abend einsatzbereit. Menschenmengen versammelten sich zum Zuschauen. Unten wurde ein Bündel brennender „Mingze“ befestigt; der Ballon blähte sich auf und stieg unter den Rufen der begeisterten Zuschauer schnell in die Luft. Je höher er stieg, desto mehr Glück versprach er seinem Besitzer. Einige stiegen sogar sehr hoch auf und schwebten mehrere Minuten lang wie rote Sterne am Himmel. Am Ende gingen sie in Flammen auf und fielen zu Boden, wobei sie manchmal Brände verursachten, indem sie Stroh in unbewachten Bauernhäusern anzündeten. Manchmal schwebten bis zu zwanzig dieser Ballons durch den dunklen Nachthimmel. Solche Ballons wurden etwa zwei Wochen lang steigen gelassen und das war ein Riesenspaß.“