Livestreaming-Moderatoren im E-Commerce helfen Unternehmen, Arbeitssuchende anzulocken, indem sie Informationen auf ihren Plattformen veröffentlichen.

Ji Langlang schreibt während seines Livestreamings Einstellungsanforderungen und Stellenbeschreibungen einiger Unternehmen sowie Fabriken auf ein Whiteboard, darunter Altersgrenzen, Monatsgehälter und Unterkunftsbedingungen. Der 31-Jährige arbeitete ab 2014 fünf Jahre lang als Galvanotechniker in einer Fabrik in Kunshan in der ostchinesischen Provinz Jiangsu, und begann 2017, Kurzvideos über sein Leben zu teilen. Er gewann über eine Million Follower auf Kurzvideoplattformen wie Kuaishou und kündigte seinen Job in der Fabrik, um dann 2019 Vollzeit als Livestreaming-Moderator zu arbeiten. Er hatte nie daran gedacht, in seinen Livestreams „Jobs zu verkaufen“, bis sein ehemaliger Arbeitgeber in der Fabrik ihn fragte, ob er im Juni 2021 einige Arbeiter anwerben könnte.

„Im Jahr 2021 half ich der Fabrik vom 15. Juni bis zum Ende des Monats etwa 80 Arbeiter anzuwerben, was für mich eine Überraschung war“, sagte Ji. Nachdem er sich mit dem Thema „Verkauf von Arbeitsplätzen durch Livestreaming“ beschäftigt hatte, eröffnete er im Dezember 2021 seine eigene Personalvermittlungsagentur.

In einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Forschungszentrums für neue Beschäftigungsformen der Hauptstadt-Universität für Wirtschaft und Handel (CUEB) heißt es, dass Livestreaming-Plattformen zu einem neuen Weg für Arbeiter bei der Jobsuche geworden sind. Weiter lautet es, dass die von Livestreaming-Moderatoren auf Kuaishou verbreiteten Jobinformationen im Jahr 2022 von Arbeitern durchschnittlich 250 Millionen Mal pro Monat aufgerufen wurden.

Hochschulstudenten und demobilisierte Militärangehörige – Schlüsselgruppen des Arbeitsmarktes – gehören zu den Hauptzielgruppen der Livestreaming-Anwerbung. Zheng Chengxin, Leiter der Hochschulrekrutierung von Asiainfo Technologies, einem Softwareanbieter in Beijing, sagte, sein Unternehmen habe im Mai 2021 mit der Rekrutierung per Livestreaming begonnen. „Wir streamen eine oder anderthalb Stunden lang per Livestream, um den Zuschauern – meist Studenten – einige beliebte Stellenangebote wie Algorithmen- oder Softwareentwicklung vorzustellen. In der Regel werden die Streams von Tausenden von Zuschauern gesehen. Außerdem können die Arbeitssuchenden ihren Lebenslauf einreichen, indem sie auf die Links auf dem Bildschirm klicken“, so Zheng, der die Zukunft der Livestreaming-Beschäftigung optimistisch einschätzt.

Li Qiang, stellvertretender Geschäftsführer des Personalvermittlungsportals Zhaopin, sagte, dass Arbeitssuchende in den Livestreaming-Räumen durch die Vorstellung der Moderatoren sowie Echtzeit-Antworten Informationen aus erster Hand erhalten können. „Stellensuchende können sich auch schnell einen Überblick über das Unternehmen verschaffen und ihren Lebenslauf in den Livestreaming-Räumen einreichen, anstatt stundenlang Informationen über das Unternehmen zu recherchieren sowie ihren Lebenslauf über herkömmliche Rekrutierungskanäle einzureichen. Auch Arbeitgeber können ihre Rekrutierungseffizienz steigern, indem sie Lebensläufe in Echtzeit erhalten und Vorstellungsgespräche arrangieren“, sagte er.

„Livestreaming-Rekrutierung kann auch räumliche Grenzen überwinden, sodass Arbeitssuchende das Livestreaming überall verfolgen können, während Arbeitgeber Talente aus dem ganzen Land anlocken können.“ Li sagte, dass Livestreaming junge Menschen anspreche, die eher an visualisierte Informationen gewöhnt seien. „Im Vergleich zur traditionellen Online- oder „Vor-Ort“-Rekrutierung liegt sein größerer Vorteil daran, Arbeitssuchende mit geeigneten Stellen zusammenzubringen.“

Auch staatliche Stellen haben Maßnahmen ergriffen, um die Rekrutierung per Livestreaming zu fördern. So organisierte die Provinz Hebei in den letzten 40 Tagen zwölf Livestreams, um demobilisierten Militärangehörigen zu helfen, einen Arbeitsplatz zu finden. Diese wurden über 400.000 Mal online aufgerufen und 2.145 demobilisierte Militärangehörige unterzeichneten Vorverträge mit Arbeitgebern.

Das Ministerium für Humanressourcen und Soziale Sicherheit hat am 6. Juni eine 100-tägige Rekrutierungskampagne gestartet, mit der über zehn Millionen freie Stellen für Studenten sowie andere Arbeitssuchende gesammelt werden sollen. Während der Kampagne ermutigt das Ministerium die lokalen Behörden, Jobinformationen per Livestreaming zu veröffentlichen.

(Quelle: CRI Deutsch, VCG)