Ein angenehmes Treffen mit Herrn Wang Zhu, Direktor des Konfuzius-Instituts in Brüssel und großer

LHCH: Guten Tag, Herr Wang Zhu, Direktor des Konfuzius-Instituts in Brüssel. Zunächst einmal, wie verlief Ihre akademische Reise von China zu uns, hier im Herzen Europas?

Wang Zhu: Ich begann meine akademische Laufbahn an der Beijing Foreign Language University (BFSU) als Französischlehrer. Ich habe dort bis zum Rentenalter gearbeitet, das in China bei 60 Jahren liegt. Es stellte sich also die Frage nach meiner künftigen Tätigkeit. Ich hatte meine Professur im Alter von 22 Jahren angetreten! Wollte ich an einem anderen Ort als der Universität weiterhin Französischunterricht geben? Zufällig las ich eine Anzeige für die Einstellung von Chinesischlehrern an den Konfuzius-Instituten. Ich habe dann an einem Hanban-Wettbewerb teilgenommen und bestanden, dem ehemaligen chinesischen Hauptsitz dieser Institute. 2017 kam ich dann hierher, an das Konfuzius-Institut in Brüssel, um als Chinesischlehrer zu arbeiten. Der damalige Direktor war Herr Zhang. Danach nahm Frau Wang die Stelle als Direktorin ein, aber nach einem kurzen Jahr in Brüssel hatte sie gesundheitliche Probleme. Und so wurde ich im September 2018 gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen.

LHCH: Die Direktorin des Konfuzius-Instituts in Lüttich, Frau Zhang, ist ebenfalls eine ehemalige Französischlehrerin. Sie liebt unsere Sprache und unsere Literatur sehr.

Wang Zhu: Frau Zhang und ich waren in der Tat Kollegen in Peking an derselben Universität für Fremdsprachen, in der Abteilung der Fakultät für französische Sprache und Frankophonie.

LHCH: Hatten Sie in den letzten 5 Jahren trotz Ihrer hohen Arbeitsbelastung Zeit, Belgien zu bereisen?

Wang Zhu: Ja, in den Schulferien war ich mehrmals in Gent und Brügge, etwas seltener in Lüttich. Einmal in Leuven, aber das hat mich persönlich nicht sehr interessiert. Und dann kam die Covid-Pandemie. Seit zwei Jahren bin ich also nicht mehr gereist, abgesehen von einer Reise nach China vor einem Jahr. Ich hatte das Glück, dort zweieinhalb Monate zu bleiben. Nach der Quarantäne wurde ich dort zweimal geimpft. Aber leider werden in Belgien, wie in vielen europäischen Ländern, die chinesischen Impfstoffe nicht anerkannt. Drei Monate nach meinen beiden chinesischen Dosen musste ich mich also hier in Belgien zwei mal mit einem anderen Impfstoff impfen lassen. Vier Dosen, um mein Covid Safe Ticket zu bekommen!

LHCH: Mehrere Personen aus dem LHCH-Team bevorzugten den Impfstoff der belgischen Firma Janssen (heute Teil der Johnson & Johnson-Gruppe). Dieses belgische Unternehmen hat auch Beziehungen zu China.

Wang Zhu: Ja, Janssen hat Büros in China, in Xi’An, aber für andere Medikamente. Wir hatten hier an einer Konferenz über den Kurs der Firma Janssen teilgenommen, weil der Gründer, der Vater des Organisators dieser Konferenz, ein China-Liebhaber war. Nachdem sich Dr. Paul Janssen in China niedergelassen hatte, war sein Interesse an China geweckt worden, als einige der mit ihm zusammenarbeitenden Wissenschaftler sich verpflichteten, unsere berühmte Armee von Terrakotta-Soldaten aus dem Mausoleum des Kaisers Qi Shi Huang in Xi’An zu restaurieren.

LHCH: Sie haben das 15-jährige Bestehen dieses Konfuzius-Instituts im vergangenen Jahr in einem offensichtlich komplizierten Kontext gefeiert.

Wang Zhu: Unser Institut wurde 2006 eröffnet. Davor gab es jedoch bereits eine Schule namens Chinese Academy, die von der Belgium China Association (ABC) gegründet worden war. Dann schlug die chinesische Botschaft hier in Brüssel vor, die Akademie in ein Konfuzius-Institut umzuwandeln. Da musste nur der Name geändert werden. China hat finanzielle Unterstützung für dieses Projekt angeboten. Diese Geschichte macht uns, nach Schweden vielleicht, zum ersten Konfuzius-Institut, das in Europa gegründet wurde. Eins der zehn besten der Welt!

LHCH: Wissen Sie, wie viele Personen in den fünfzehn Jahren hier in Brüssel Chinesisch gelernt haben?

Wang Zhu: Die genaue Zahl habe ich nicht im Kopf, aber es waren mehrere Tausend. Dieses Jahr haben sich trotz Covid rund hundert Personen angemeldet. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, wie die Kurse im eigenen Land aufgebaut sind.

LHCH: Könnten Sie uns ein wenig über die Organisation der Kurse des Konfuzius-Instituts erzählen?

Wang Zhu: Wir bieten natürlich Chinesischkurse für Jugendliche und Erwachsene an. Es gibt 6 Stufen mit einer zusätzlichen Stufe der Perfektion. Wir bieten aber auch Kurse für Kinder an. Bei ihnen handelt es sich meist um absolute Anfänger oder sie sprechen schon Chinesisch, weil sie ein Elternteil oder beide Eltern Chinesen sind und irgendwann ausgewandert waren. Sie haben natürlich nicht alle die gleichen Termine und der Unterricht wird nicht einheitlich gestaltet. Zum anderen gibt es die so genannten Kulturkurse, Kurse in chinesischer Küche, Kalligraphie, chinesischer Malerei und Qigong oder Tai Qi. Samstags wird auch Go-Unterricht angeboten. Und dann bieten wir auch in den Schulferien Kinderkurse an. Die Eltern können ihre Kinder getrost bei uns lassen und sich ein wenig ausruhen (lacht).

LHCH: Welche Kurse sind allgemein am Beliebtesten?

Wang Zhu: Bei den Kulturkursen sind das die Kochkurse. Vor Covid waren die Gruppen auf maximal 12 Teilnehmer und Teilnehmerinnen beschränkt. Unsere Küche im Untergeschoss ist nicht sehr groß. Aber die Kurse waren alle voll. Jedes Quartal stellen wir eine bedeutende Variante der chinesischen Küche vor. Erstens die Küche des Nordens (ich habe lange in Peking gelebt). Dann die Küche von „Jiang-Zhe-Hu“, d. h. die köstlichen Speisen von Jiangsu, Zhejiang und Shanghai. Ich stamme aus der Provinz Jiangsu und mehrere meiner Verwandten leben in Shanghai. In meiner Jugend hat meine Mutter für mich Gerichte nach Shanghaier Art zubereitet. Für das dritte Quartal stelle ich Ihnen die würzige Küche Sichuans vor. Es sind großartige, duftende Reisen. Man kommt sich vor wie in einem chinesischen Restaurant, kann aber auch die Zubereitung der Gerichte verfolgen. Andererseits muss ich zugeben, dass die übrigen Kulturkurse noch nicht sehr in Mode sind. Wir kommen aber trotz Covid, wenn wir alle Kurse zusammennehmen, auf 120 bis 130 Anmeldungen für das Studienjahr 2021/2022.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir in einer Schule in Sint-Niklaas in Flandern eine Art Nebenstelle haben.

LHCH: Wie alt waren in den 5 Jahren, die Sie hier schon am Konfuzius-Institut tätig sind, der älteste und der jüngste Teilnehmer?

Wang Zhu: Wir hatten einen 5-jährigen kleinen Champion, der sein erstes Jahr bestanden hat! Und einen weiteren, altehrwürdigen, der schon 70 Jahre alt war.

LHCH: Es gibt zwischen Belgien und China auch bereits 50 Jahre diplomatische Beziehungen.

Wang Zhu: Aus diesem Anlass konnten wir eine Ausstellung mit 250 Postern organisieren, um unsere 50-jährige Freundschaft zu feiern, ja.

LHCH: Und für das Frühlingsfest 2022?

Wang Zhu: Wir veranstalten einen schönen Nachmittag mit Aktivitäten wie Neujahrsdekorationen ausschneiden, Malen, Zeichnen, einer Einführung in das Go-Spiel usw. Es wird eine chinesische Tanzvorführung geben und Sie können „Jiaozi“ probieren, die ich speziell für dieses fröhliche Fest zubereitet habe.