Das jedes Jahr am 18. Juni stattfindende „618“-Shoppingfestival von chinesischen Online-Verkaufsplattformen wie Jingdong und Taobao ist vorbei. Nach dem begeisterten Kaufen steigen jedoch die Bedenken über die Unmengen an Verpackungsmaterial für all die Expresslieferungen.
In den vergangenen Jahren hat sich das Geschäft mit Expresslieferungen in China schnell entwickelt. Ende 2021 übertraf das durchschnittliche Volumen der Lieferdienste 300 Millionen Pakete am Tag. Vor zehn Jahren lag diese Zahl noch bei zehn Millionen. Gleichzeitig nimmt auch die Zahl der dadurch entstehenden Abfälle zu. Die große Menge an Einweg-Expressverpackungen verbreitet nicht nur den Verbrauchern Kummer beim Entsorgen, sie belastet auch die Umwelt stark. Zum diesjährigen „618“ hat es in diesem Bereich jedoch einige Veränderungen gegeben: Immer mehr Paketempfängern sind in diesen Tagen mehrfach nutzbare Versandverpackungen unter die Augen gekommen.
Jiang Feng lebt im Beijinger Bezirk Fengtai und kauft häufig frische und tiefgekühlte Lebensmittel online. Irgendwann ist ihm aufgefallen, dass die Waren nicht mehr in den üblichen weißen Styroporboxen verpackt, sondern manchmal nur in einem einfachen Isolierbeutel mit einem kleinen Eisbeutel darin geliefert werden. „Meistens kommt der Kurier an die Tür, nachdem er sich vergewissert hat, dass jemand zu Hause ist, nimmt die Waren direkt aus einer Isolierbox und übergibt sie mir. Dann nimmt er die Box wieder mit.“
Bei der Isolierbox des Lieferanten handelt es sich um eine Mehrweg-Isolierbox für frische Lebensmittel, die derzeit von immer mehr Onlinehandel- und Logistikunternehmen in China benutzt wird. Im Vergleich zu üblichen Einweg-Styroporkisten für die Lieferung frischer und tiefgekühlter Waren haben Mehrweg-Isolierboxen eine längere Lebensdauer – in der Regel bis zu einem Jahr oder länger – und können Hunderte Male genutzt werden. Im Gegensatz zu den Einweg-Styroporboxen, die oft zu einer „weißen Verschmutzung“ führen, besteht das Hauptisoliermaterial der Mehrweg-Isolierbox außerdem meist aus Expandiertem Polypropylen (EPP), das nicht nur gut isolieren kann, sondern auch leichter, haltbarer und in der natürlichen Umgebung leichter abbaubar ist.
Neben den besonderen Transportbedingungen für frische und tiefgekühlte Waren haben viele Unternehmen auch für die noch höhere Anzahl gewöhnlicher Waren ihre eigenen Mehrweg-Lieferverpackungen auf den Markt gebracht. Im Dezember 2017 stellte Jingdong-Logistik zum ersten Mal seine Mehrweg-Expresslieferbox „Qingliu Box“ zum Probebetrieb vor, die unter normalen Umständen mehr als 50 Mal wiederverwendet werden kann. Im Juli 2021 wurde auch die Mehrweg-Verpackungsbox „Fengduobao (π-Box)“ von dem Logistik-Unternehmen Shunfeng offiziell in den Pilotbetrieb aufgenommen und bis Ende Dezember 2021 waren 720.000 Boxen im Umlauf, die 2,8 Millionen Mal wiederverwertet wurden. Darüber hinaus wurde auch der Probebetrieb von Mehrweg-Verpackungen wie der „Schwimmbox“ des Onlinehändlers Suning und der „Grünen Recycling-Expressbox“ von China Post aufgenommen.
Derzeit bestehen die meisten Mehrweg-Expresslieferboxen für allgemeine Waren aus Wabenplatten aus Polypropylen-Kunststoff (PP), womit sie leicht, haltbar und einfach zu falten sind. Angaben eines der wichtigsten Hersteller solcher Boxen zufolge kann die Lebensdauer einer wiederverwertbaren Box aus diesem Material unter normalen Umständen bis zu drei Jahren betragen und nach dem Ende ihrer Lebensdauer kann das Polypropylen eine Recyclingquote von über 90 Prozent erreichen. Darüber hinaus sind die meisten der aktuellen Mehrweg-Expresslieferboxen mit Klettband, Druckknöpfen oder Reißverschlüssen versehen, sodass kein Klebeband mehr verwendet werden muss, womit auch das früher viel kritisierte Problem der übermäßigen Verwendung von Klebeband gelöst wurde.
Li Zhiqiang, Assistenzprofessor für Verpackungstechnik an der School of Light Industry Science and Engineering der Universität für Wissenschaft und Technik Shaanxi, erklärt, im Vergleich zu den häufig verwendeten Einwegkartons aus Wellpappe seien die tatsächlichen Kohlenstoffemissionen, die durch die wiederverwertbaren Boxen aus PP-Kunststoff verursacht würden, geringer. „Die Herstellung von Papier selbst produziert eine Menge Treibhausgase und Abwasser. Außerdem werden Papierprodukte meist nur einmal benutzt und sind extrem verschwenderisch. Biologisch abbaubare Kunststoffprodukte, die mehrfach verwendet werden können, haben relativ geringe Kohlenstoffemissionen.“ In Bezug auf die Herstellungskosten ist Li der Ansicht, dass die Kosten für eine einzelne Mehrweg-Expresslieferbox zwar relativ hoch seien, aber mit zunehmender Anzahl der Zyklen auch allmählich sanken. „Wenn man sie mehrmals benutzt, sind die Kosten für solche Verpackungsboxen viel niedriger als die Kosten für Einwegkartons.“
(Quelle: CRI Deutsch)