Während sich vor den Augen der Weltöffentlichkeit eindrucksvoll und beklemmend zugleich, die totale Niederlage des Westens im sogenannten „War on Terror“ in Afghanistan vollzieht, blasen Washington und seine Alliierten schon zum nächsten Feldzug, der noch abenteuerlicher und gefährlicher erscheint, als die militärischen Eskapaden der vergangenen 20 Jahre. Droht 2026 ein Krieg mit China?

Jetzt geht es nicht mehr darum, „Leuchttürme der Demokratie“ im Irak und anderswo zu errichten, ein Kriegsziel das ebenso wenig erreicht wurde, wie die Ausschaltung des Terrors als globales Phänomen, sondern um die Eindämmung der Volksrepublik China, beziehungsweise darum, den Aufstieg Pekings zur führenden Supermacht zu verhindern.

Fregatte Bayern im Schlepptau der westlichen Zielsetzungen

Während die Taliban Richtung Kabul marschieren, sticht die Fregatte Bayern hinaus auf hohe See, im Schlepptau der westlichen Zielsetzung durch derartige Manöver den Chinesen die eigene Macht zu demonstrieren. Führenden Leitartiklern in der Bundesrepublik geht das schon nicht mehr weit genug.

In der Regel handelt es sich um denselben Personenkreis, der vor 20 Jahren jubelnd den „War on Terror“ zelebrierte und Kritiker mit den üblichen Schmähbegriffen titulierte. Anstatt erst einmal zu schweigen, beziehungsweise die eigenen verfehlten Strategien und deren Auswirkungen zu analysieren, verfällt man in einen neuen Hurra-Patriotismus und gefährdet damit den Weltfrieden. 

Worauf die stetige Eskalation hinausläuft, hat Ende Juli ein sehr grundsätzlich gehaltener Leitkommentar eines führenden Transatlantikers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gezeigt. Demnach müsse man von einem „geoökonomischen Expansionismus und territorialen Ausgreifen“ der Volksrepublik sprechen – ein bemerkenswertes Urteil mit Blick auf die zahlreichen Kriege in Europa, Asien und Afrika, die nicht China, sondern der Westen verstärkt seit 1990 führt, aber auch im Blick auf dessen immer aggressivere Kriegsübungen im asiatisch-pazifischen Umfeld Chinas.

„Die Kommunisten verfolgen ihre Expansionsstrategie auf zum Teil aggressive Weise“, heißt es weiter – bis der Autor dann zu Begrifflichem übergeht. „Im Westen sieht man China heute in der Regel als Partner und als Wettbewerber“, schreibt Klaus-Dieter Frankenberger, „weniger Zurückhaltende fügen Systemrivale hinzu, was das Grundsätzliche der Konkurrenz betont.“ „Ehrlicherweise wäre ein weiteres Merkmal hinzuzufügen“: China sei ein „Feind“, der „westlichen Interessen offensiv entgegentritt“. Um Missverständnisse auszuschließen, fügt Frankenberger dem Begriff „Feind“ noch die englische Übersetzung „enemy“ hinzu. Beide Begriffe bezeichnen im üblichen Sprachgebrauch den Gegner in einem Krieg.“

war diesbezüglich auf dem Internetportal German Foreign Policy zu lesen.

Pekings historisches Bewusstsein

Für Peking gleicht dieses Vorgehen einer ungeheuerlichen Provokation, denn im chinesischen Geschichtsbewusstsein ähnelt das Verhalten des Westens dem Vorgehen der Kolonialmächte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als das Reich der Mitte am Boden lag und von den Kolonialmächten geplündert, ausgebeutet und gedemütigt wurde. Der gravierende Unterschied besteht allerdings darin, dass China heute nicht mehr am Boden liegt, sondern eine, wenn nicht die Weltmacht darstellt.

Kommt es im Jahr 2026 zum Krieg mit China?

Die Lage ist ernst, denn schon schwadronieren US-Experten davon, dass ein Krieg zwischen den USA und der Volksrepublik im Bereich des Möglichen liegt, ein Szenario welches der ehemalige NATO-Oberbefehlshaber Admiral a.D. James G. Stavridis, kürzlich in einem Roman beschrieben hat.

Der Roman spielt im Jahr 2034. Stavridis selbst äußerte, dass sein Buch bei seinen ehemaligen Kollegen viel Zustimmung erhalten habe – nur der Zeitpunkt, für den Ausbruch eines solchen Krieges wurde vorverlegt. Nicht wenige seien der Auffassung, ein solcher Krieg werde früher eintreten: 2026, womöglich gar schon 2024.

Dass es sich hierbei, also dem Krieg zwischen den beiden Supermächten, um eine apokalyptische Zukunftsvision handelt, muss nicht weiter vertieft werden. Besorgniserregend erscheint insbesondere, dass einflussreiche Kreise im Westen dieser Gefahr nahezu schlafwandlerisch entgegen taumeln und dass Europa aufgrund der nahezu totalen Unterwerfung unter die strategischen Interessen Washingtons ohne jegliches Gegengewicht dasteht.

„Was bedeutet das konkret für mich!?“

Der Kampf um die Weltordnung von Morgen ist offiziell entbrannt. Es handelt sich um einen Kampf zwischen den USA und der Volksrepublik China. Doch wie soll sich Europa in diesem Konflikt verhalten?

So viel ist sicher: Wenn Europa nicht weiter Schaden nehmen möchte und seine eigene geopolitische Verletzlichkeit verstärken will, dann muss ein außen- und verteidigungspolitisches Konzept erstellt werden, welches den Interessen und geopolitischen Gegebenheiten entspricht. Hierzu sei an den französischen Schriftsteller Paul Valéry erinnert, der im 19. Jahrhundert die Frage aufwarf, was denn Europa anderes sei, als ein Kap Asiens?

Ramon Schack ist Diplom-Politologe, Journalist und Publizist. Er schreibt für die Neue Zürcher Zeitung, Deutschland-Radio-Kultur, Telepolis, die Welt und viele andere. Nach einem längeren Aufenthalt in London, lebt Schack seit 2003 in Berlin. Der Nahe Osten, Osteuropa, der Islam, Politischer Extremismus sind die Schwerpunkte seiner journalistischen Arbeit. Schack -Jahrgang 1971- veröffentlichte u.a. Reportagen und Reiseberichte aus China, der Mongolei, Russland, Armenien, Georgien und Aserbaidschan, sowie Äthiopien. 2013 erschien sein Buch „Neukölln ist Nirgendwo“, welches schon im Vorfeld der Veröffentlichung medial stark diskutuert wurde. Ende 2015 erschien sein Buch „Begegnungen mit Peter Scholl-Latour – ein persönliches Portrait von Ramon Schack“.

(Quelle: Kriegstrommeln – Der Westen auf Konfrontationskurs gegen die Volksrepublik China – Cashkurs.com | Unabhängige News aus Wirtschaft, Finanzen und Politik)