In einer kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Studie wurden die Ursprünge der Sprachfamilie nachgezeichnet, zu der auch das moderne Japanisch, Koreanisch, Türkisch und Mongolisch gehören. Dabei handelt es sich um altaische oder „trans-eurasische“ Sprachen. Die Ergebnisse belegen eine gemeinsame Abstammung der Hunderte von Millionen Sprecher dieser Sprachen, die vermutlich von Hirsebauern abstammen, die vor etwa 9.000 Jahren in einer Region im Nordosten Chinas lebten.

Es gibt 98 „transeurasische“ Sprachen. sie werden auch als „altaische Sprachen“ bezeichnet (nach dem Altai-Gebirge in der Mongolei) Dazu gehören Koreanisch und Japanisch sowie mehrere Turksprachen, mongolische und tungusische Sprachen in der Mandschurei und Sibirien.

Die Anfänge der Sprachfamilie sollen bei den alten Hirsebauern im Tal des Flusses Liao liegen.

Hirse ist ein kleines, rundes Korn. Sie war „vor“ dem kultivierten Reis das erste bedeutende Anbauprodukt (im Unterschied zum älteren Wildreis), als aus Jägern und Sammlern Bauern wurden.

Das Liao-Flussgebiet umfasst Teile der chinesischen Provinzen Liaoning und Jilin sowie der Inneren Mongolei. Als die antiken Bauern durch Nordostasien zogen, verbreiteten sich verwandte Sprachen im Laufe der Jahrtausende nach Sibirien, Korea und Japan.

Wissenschaft und Nationalstolz

Forscher haben die komplexen Anfänge der modernen Bevölkerungen und Kulturen herausgestellt. Forschung mit sozialen und fast „politischen“ Konsequenzen, denn Martine Robbeets (Leiterin der archäolinguistischen Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut in Deutschland) erklärte, dass die Menschen in Japan oder Korea oft denken, dass ihr Ursprung aus einer einzigen Sprache, einer einzigen Kultur und einem einzigen Volk stammt. „Aber eine Wahrheit, die den Menschen bei nationalistischen Agenden Unbehagen bereitet, ist, dass alle Sprachen, Kulturen und Menschen, auch die in Asien, miteinander vermischt sind“, so Robbeets.

Sie fügte hinzu: „Zu akzeptieren, dass die Wurzeln der eigenen Sprache, Kultur oder des eigenen Volkes jenseits der derzeitigen nationalen Grenzen liegen, ist eine Art Identitätsverzicht, zu dem manche Menschen noch nicht bereit sind.“

Vor allem, wenn das alles aus dem Norden Chinas stammt? Von einer ethnischen Mehrheitsbevölkerung wie den Han war vor 11.000 Jahren natürlich noch nicht die Rede.

Methoden der Linguistik und Genetik

Kommen wir nun zu dieser heiklen Frage. Wie haben diese Forscher ihre Studie aufgebaut?

Die Forscher mussten die Vokabeldaten der 98 Sprachen untersuchen. dafür ermittelten sie Wörter mit Bezug zur Landwirtschaft. Dann erstellten sie einen Sprachstammbaum.

Mark Hudson, Mitautor der Studie, sagte, dass die Forscher Daten von 255 archäologischen Stätten in China, Japan, Korea und Ostrussland untersuchten. Sie untersuchten antike Artefakte, darunter Töpferwaren, Steinwerkzeuge sowie Pflanzen- und Tierreste. Sie Nahmen auch die Datierung von 269 Überresten alter Kulturpflanzen aus verschiedenen Regionen vor.

Die Forscher fanden heraus, dass die Landwirte im Nordosten Chinas neben Hirse auch Reis und Weizen anbauten. Die Kulturen verbreiteten sich mit der landwirtschaftlichen Bevölkerung in Korea um 1300 v. Chr. und von dort nach Japan um 1000 v. Chr.

Außerdem führten sie genetische Studien an den Überresten von 23 Menschen durch und untersuchten Daten von Menschen, die vor 9.500 Jahren in Nord- und Ostasien lebten.

Während die frühesten Sprecher der transeurasischen Sprachen im Liao-Tal Hirse anbauten, kultivierten die frühesten Sprecher der sino-tibetischen Sprachfamilie etwa zur gleichen Zeit in der Region des Gelben Flusses in China „Fuchsschwanz“-Hirse.

Dies habe im Laufe der Zeit zu verschiedenen Sprachbewegungen geführt, so Robbeets.