Fast 50 Jahre nachdem er seinen Beruf als Holzfäller aufgegeben hat, greift Sonam Palden wieder zur Axt. Dieses Mal aber für den besseren Schutz des Waldes. „Einige Bäume sind so dicht gewachsen, dass sie das Wachstum kürzerer Pflanzen beeinträchtigen und einige behindern sogar die Sicht der Autofahrer“, sagte der 70-Jährige aus dem Dorf Gyerba in der Stadt Nyingchi in dem südwestchinesischen Autonomen Gebiet Tibet.
Nyingchi verfügt über eines der größten ursprünglichen Waldgebiete Chinas mit einem Waldanteil von 47,6 Prozent. In der Vergangenheit waren die Einheimischen auf den Wald angewiesen und fällten über Generationen hinweg Bäume, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Sonam Palden wechselte im Jahr 1976 in die Rolle eines Försters. Er erklärte: „Die Menschen waren auf das Fällen von Bäumen angewiesen, um Geld zu verdienen, und auch die Einnahmen der lokalen Regierung hingen stark vom Holzeinschlag ab. Die Bäume, die die Straßen säumten, waren fast verschwunden, was die Gefahr von Murgängen mit sich brachte.“
Der Wechsel von der Rolle eines Holzfällers zu der eines Hüters war jedoch nicht einfach. Er erzählte: „Tagsüber hielten wir eine Dorfversammlung ab, um das Verbot des Holzeinschlags zu bekräftigen, doch einige Leute gingen nachts heimlich los und fällten Bäume. Einmal, als wir auf Patrouille waren, fuhr ein mit Holz beladener Lastwagen in uns hinein und demolierte unser Auto.“ Seiner Meinung nach war der Grund für den Widerstand der Dorfbewohner damals vor allem, dass das Verbot des Holzeinschlags ihr Einkommen schmälerte.
Um Nyingchi als wichtige ökologische Sicherheitsbarriere zu schützen, verstärkte die lokale Regierung ihre Bemühungen zur Durchsetzung des Abholzungsverbots und förderte gleichzeitig den Ökotourismus, um das Einkommen der Menschen zu erhöhen. „Gyerba“ bedeutet in der tibetischen Sprache „vergessen“. Das am Fuße der schneebedeckten Berge am Basong Tso gelegene Dorf ist dank der Entwicklung des Ökotourismus aus der Vergessenheit aufgetaucht sowie hat bei Touristen an Bekanntheit gewonnen.
Nach dem Start eines Projekts zur Renovierung von Häusern im Jahr 2005 zogen mehr als 120 Familien des Dorfes in geräumige und helle neue Häuser. Heute habe das Dorf Zugang zu Elektrizität, fließendem Wasser und Internet, wobei die auffälligsten Veränderungen in den letzten zehn Jahren stattgefunden haben, so Sonam Palden. Er sei sehr erfreut zu sehen, dass die Dorfbewohner jetzt nicht nur ein größeres Umweltbewusstsein haben, sondern auch ihre Lebensweise verändert haben.
(Quelle: CRI Deutsch, Xinhuanet)