Selbst Henry Kissinger warnte zuletzt mehrfach vor den katastrophalen Konsequenzen einer zunehmenden Konfrontation zwischen den USA und China. Anstatt jedoch zu deeskalieren und die Maßnahmen Trumps zurückzunehmen, lanciert die Biden-Administration nun weitere Provokationen gegen China. Dazu gehört die unbewiesene Schuldzuweisung, China habe mit Absicht oder aus Fahrlässigkeit die Covid-19 Pandemie ausgelöst.

In einem Statement vom 26. Mai schiebt Biden China implizit die Verantwortung dafür zu, dass die Pandemie in den USA nicht effektiver bekämpft werden konnte, weil es der US-Seuchenbekämpfungsbehörde CDC keinen Zugang gewährt habe. Eine absurde Behauptung, denn hätte die CDC und die Trump-Regierung schlicht das getan, was Chinas Behörden in der Provinz Hubei zur Eindämmung der Übertragung von Covid-19 taten, wäre der Verlauf der Pandemie in den USA und anderswo nicht so desaströs ausgefallen. Biden erklärt, er habe nach Amtsantritt mithilfe seiner Sicherheits- und Nachrichtendienste eine Arbeitsgruppe zur Ermittlung des Ursprungs des Virus gegründet. Jedoch sei man zu keinen Schlussfolgerungen gekommen.

Lediglich „wahrscheinliche Szenarios“ mit „niedriger bis mittlerer“ Sicherheit seien herausgekommen. Eine deutliche Minderheit innerhalb der Arbeitsgruppe sei überzeugt, das Virus entstamme dem Virologischen Institut in der chinesischen Stadt Wuhan, der Stadt, wo das neue Coronavirus im Dezember 2019 als erstes sein sichtbares Unwesen getrieben hat. Präsident Biden hat nun seine Spione angewiesen, ihre Anstrengungen zu verdoppeln und zu einem „definitiven Ergebnis“ zu kommen. Das klingt stark nach einer Auftragsarbeit, nach dem Motto: „Findet etwas!“

„Großes“ gegen China

Joe Biden hätte sich über die Reaktionen in China im Klaren sein müssen. Dort werden seine Anweisungen eindeutig als politisch motivierter Schachzug angesehen, um China in der öffentlichen Meinung weiter zu diskreditieren und kurzfristige geopolitische Vorteile zu ernten.

Militärische Erpressung durch U.S. Armee vor der Tür Chinas

Die USA wollen Chinas wachsenden Erfolg auf der welthistorischen Bühne mit aller Macht untergraben, und tappen dabei in die von Historiker Graham Allison oft beschworene „Thukydides-Falle“[1]: wenn eine aufsteigende Macht droht, eine herrschende zu verdrängen, ist das wahrscheinlichste Ergebnis ein Krieg. In zwölf von 16 Fällen, in denen dies in den letzten 500 Jahren geschah, endete dieser Prozess gewaltsam. Krieg beginnt man aber nicht ohne Vorwand. Der Kriegsgegner muss für irgendein furchtbares Ereignis verantwortlich gemacht und geächtet werden – in unserem Fall die Corona-Pandemie.

Chinas Außenministerium erwiderte auf Bidens Statement, dass die derzeitige Untersuchung über den Ursprung des Virus ein wissenschaftliches Thema sei und nicht politisiert werden dürfe. „Wir stehen für eine von Wissenschaftlern geleitete Studie über die Herkunft des Virus im Sinne der Solidarität und Kooperation, nicht für eine von Geheimdienstlern angeführte Untersuchung, die zur Konfrontation aufstachelt und für Spaltung sorgt. Der Prozess sollte nicht vom Willen eines einzelnen Landes diktiert werden,“ sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin bei einer Pressekonferenz am 31. Mai. Die Zeitung Global Times vom 28. Mai konstatierte, die USA planten etwas „richtig Großes“ gegen China: „Die Amerikanischen Exekutivorgane, der Kongress, die Geheimdienste und die öffentliche Meinung bilden eine gefährliche Abwärtsspirale.“

Lügner Michael Gordon

Wikipedia

Besonders hellhörig sollte man angesichts der Tatsache sein, dass die anti-China Propagandamaschine exakt denselben Schreiberling angeheuert hat, der bereits im September 2002 die Kriegslüge von Iraks angeblichen Massenvernichtungswaffen verbreitete[2]: Michael R. Gordon, der am 8. September 2002 als Chefkorrespondent für Militärthemen bei der New York Times, gemeinsam mit Co-Autorin Judith Miller, den berüchtigten Auftragsartikel verfasste, auf den sich dann Vizepräsident Cheney, Verteidigungsminister Rumsfeld, Sicherheitsberaterin Rice u.a. beriefen, damit sie sich rund einen Monat später die Autorisierung des amerikanischen Kongresse für ihre Aggressionskriege sichern konnten.

Gordon war auch im Jahr 2006 der hauptsächliche Aufpeitscher, als es darum ging, die Truppen im Irak zu verstärken. Egal, welchen Unsinn sich Gordon und die ihn koperenden Autoren zusammenreimten, belangt wurden sie für ihr Vorgehen nie. Am 23. Mai dieses Jahres nun erschien Michael Gordons neuestes Fake-News Glanzstück[3], in welchem er ohne weitere Beweise behauptet, es gäbe irgendwelche Quellen in der nachrichtendienstlichen Community, die meinen, einige Labormitarbeiter des Virologischen Instituts in Wuhan seien im Herbst 2019 mit möglichen Covid-Symptomen im Krankenhaus behandelt worden. „Amtierende und ehemalige Regierungsbeamte mit Informationen“, die „potenziell wichtig“ seien – Gordon benutzt sogar die fast gleiche Wortwahl wie in seinen vorherigen Lügenartikeln. Er greift diesmal dabei auf ein geheimes „Faktenblatt“ zurück, dass in der Schlussphase der Trump-Regierung entstanden sei, und zwar in einer von Außenminister Mike Pompeo ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe.

Deren ehemaliger Leiter, David Asher, verbreitet seitdem die Wuhan-Labor Story in öffentlichen Vorträgen und fungiert so als Zeuge für Gordon, der dies als Beweis sieht, dass an der Verschwörungstheorie doch etwas dran sein könnte.

Sicherheitspersonal ohne virologischen Hintergrund

Briten mit dabei

David Asher tauchte am 27. Mai bei Fox News auf, um zu behaupten, Statistiker hätten die Wahrscheinlichkeit, dass eine Übertragung des Virus in der Natur stattfindet, als „irgendwie lächerlich“ bezeichnet. Ein Beweis ist das noch längst nicht. In Ashers Task Force befanden sich keine Fachleute, sondern Mitarbeiter der Abteilung für internationale Sicherheit des Außenministeriums, die jedoch nicht dem Leiter der Abteilung, Chris Ford, unterstellt waren. Ford ließ Ashers Berechnungen durch Wissenschaftler überprüfen und bezeichnete sie anschließend als nicht schlüssig und fehlgeleitet. Beim Sender CNN zitierte man einen von Fords Mitarbeitern mit den Worten: „Es roch, als ob sie nur fischten, um vorgegebene Schlussfolgerungen zu rechtfertigen und Experten auszuschließen, die ihre ‚Wissenschaft‘ kritisieren könnten.

Politsche Handlung der wissenschaftlicher Arbeit in den USA kommt nun üblich vor.

Der Grund für all das wurde klar, als echte Wissenschaftler endlich eine Chance bekamen, ihre Analyse zu sehen, und ihr ’statistischer‘ Fall fiel auseinander.“ Daraufhin gab Ford im Außenministerium ein Memo heraus, in dem er vor den Ergebnissen von Ashers Projekt warnte. Doch offenbar hatte sich Präsident Biden bereits vom Sog der Propaganda einfangen lassen, da er ja am 26. Mai sein berüchtigtes Statement herausgab. Wie übrigens bei der Irak-Kriegslüge auch, mischen die Briten wieder fleißig mit.

https://www.rtl.de/cms/coronavirus-aus-wuhan-labor-frueherer-geheimdienst-chef-china-koennte-beweise-laengst-zerstoert-haben-4771597.html

Kaum hatte die Biden-Administration ihre neuerliche Untersuchung der Labor-Theorie angekündigt, taucht der britische Geheimdienst auf und bietet an, Informationen aus seiner eigenen Untersuchung zu teilen. „Wir tragen dazu bei, was wir an Informationen über Wuhan haben, und bieten den Amerikanern an, alle Informationen, die sie haben und bei denen wir helfen können, zu bestätigen und zu analysieren“, sagte eine hochrangige Person „exklusiv“ gegenüber dem Daily Telegraph.[4]

Sachliche Diskussion notwendig

Chinas Diplomaten weisen laufend darauf hin, dass das Aufspüren des Ursprungs der Covid-19 Pandemie eine Angelegenheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und ihren Teams aus Fachleuten ist. Die Blaupause für eine umfassende Untersuchung über den Ursprung des Virus wurde bereits im Februar 2020 von einer internationalen Expertengruppe erstellt.[5]

Die Arbeit zum Aufspüren des Ursprungs des Virus muss demnach global durchgeführt werden, denn der Ort des ersten sichtbaren Auftretens einer Pandemie ist nicht notwendigerweise gleichbedeutend mit seinem Ursprungsort. Einige Länder, wie beispielsweise Italien, haben Fälle von Covid-19 retrospektiv nachgewiesen, die bereits mehrere Wochen vor dem Ausbruch in Wuhan aufgetreten sind. Da die genetische Sequenz bekannt gemacht worden ist, lassen sich auch Rückschlüsse auf eine mögliche Übertragung von Tieren auf den Menschen untersuchen. Eindeutige Ergebnisse sind bisher noch nicht vorhanden.

Zahlreiche Tierarten, einschließlich Haustiere, kommen als mögliche Wirtstiere und Überträger in Betracht. Ob und wie auf dem Huanan Großmarkt in der Stadt Wuhan eine mögliche Übertragung von Tieren auf Menschen stattgefunden haben soll, ist noch längst nicht geklärt. Auf dem Markt werden Nahrungsmittelprodukte aus 20 Ländern angeboten. Die Einführung des Virus über weltweite Importe und Lieferketten ist längst nicht ausgeschlossen. „Insgesamt ist wenig darüber bekannt, wie, wo und wann das Virus in Wuhan sich verbreitet hat. Vorläufige Studien haben keine glaubwürdigen Anhaltspunkte darüber geliefert, worauf man die Untersuchung fokussieren soll,“ heißt es in einer WHO-Erklärung. Es wird noch eine ganze Reihe von Studien benötigen, die wahren Umstände und Infektionswege von Covid-19 möglichst genau nachzuzeichnen. Dazu ist eine umfassende und sachliche Diskussion nötig. Sollte Joe Biden jedoch den offensichtlichen Erfindungen von Geheimdienstlern und ihren Auftragsschreibern mehr Gehör schenken als wissenschaftlichen Untersuchungen, könnten wir alle sehr bald in eine hochgefährliche Konfrontation hineinschlittern.


[1] https://www.belfercenter.org/thucydides-trap/overview-thucydides-trap

[2] https://www.indybay.org/newsitems/2021/06/01/18842892.php

[3] https://www.wsj.com/articles/intelligence-on-sick-staff-at-wuhan-lab-fuels-debate-on-covid-19-origin-11621796228

[4] https://www.telegraph.co.uk/news/2021/05/28/exclusive-uk-intelligence-helping-us-investigate-wuhan-lab-leak/

[5] https://www.who.int/publications/m/item/who-convened-global-study-of-the-origins-of-sars-cov-2