Chinesischer Bauingenieur Cao Fengze: „Ich gehe nicht nach Afrika, um Entwicklungshilfe zu leisten, sondern um zu bauen“.

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Dr. Cao Fengze, Bauingenieur mit Doktortitel der Tsinghua Universität, hat viele Titel: Akademiker, afrikanischer Expatriate und Ingenieur. Doch hinter diesen Titeln verbergen sich mehr als tausend Tage und Nächte Erfahrung aus erster Hand in Afrika.

Was hat ihn von einem jungen Ingenieur auf der Suche nach dem großen Durchbruch zu einem tief in das afrikanische Leben integrierten Menschen gemacht? Wie sieht er das wahre Afrika und was kann er chinesischen Unternehmen, die sich dorthin wagen, mit auf den Weg geben?

In einem Interview teilte Dr. Cao Fengze seine persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen als Ingenieur, der für eine chinesische Firma in Afrika arbeitet, sowie seine Empfehlungen für Unternehmen, die auf dem Kontinent erfolgreich sein wollen.

Stereotypen über Afrika beinhalten oft Armut und fehlende Sicherheit. Wie sieht Ihrer Erfahrung nach das wahre Afrika aus?

Afrika ist riesig und wird durch die Sahara in Nord- und Subsahara-Afrika unterteilt. Nordafrika ist überwiegend arabisch und muslimisch geprägt, während Subsahara-Afrika, auf das sich die meisten Diskussionen konzentrieren, sehr vielfältig ist.

Das ehemals entwickelte Südafrika ist trotz des wirtschaftlichen Niedergangs immer noch industrialisiert. In Ostafrika sind Länder wie Tansania, Sambia und Kenia relativ stabil, mit geringeren Sicherheitsrisiken und stärkeren Volkswirtschaften. Die Entwicklung Ostafrikas wird stark von der Kultur des Indischen Ozeans beeinflusst, die von arabischen und indischen Einflüssen geprägt ist und zu einem höheren sozialen Fortschritt geführt hat. 

Wie haben sich die chinesischen Auslandsprojekte und ihre Formen seit der „Belt and Road“-Initiative verändert?

Die Initiative „One Belt, One Road“ fasst die bisherigen Erfolge zusammen, anstatt sie zu lenken. Chinesische Unternehmen sind seit Jahrzehnten international tätig, angetrieben von Profitmotiven.

Seit der Reform und Öffnung Chinas verfolgen sowohl private als auch staatliche Unternehmen Auslandsprojekte, angezogen von den höheren Gewinnmargen in Entwicklungsländern. Ingenieure verdienen im Ausland oft deutlich mehr als zu Hause, was diese Arbeitsmöglichkeiten trotz erschwerter Bedingungen attraktiv macht.

Chinas Infrastrukturprojekte in Afrika umfassen sowohl chinesische als auch afrikanische Investitionen und spiegeln die globale wirtschaftliche Integration wider. So schreitet beispielsweise der Bau der Magufuli-Brücke in Tansania, der von der China Civil Engineering Group Co. geleitet wird, gut voran und soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein.

Wie sehen die lokale Regierung, die Bevölkerung und die Medien chinesische Unternehmen, insbesondere wenn es um den Bau von Infrastruktur geht?

Damit ein Projekt erfolgreich ist, muss die Mehrheit der Bevölkerung davon profitieren. Wenn ein Projekt abgeschlossen ist, bedeutet das, dass es für alle Beteiligten rentabel und vorteilhaft ist.

Nehmen wir zum Beispiel das Staudammprojekt in Tansania. Die Arbeiter vor Ort verdienen zwischen 600.000 und 1,2 Millionen Tansanische Schilling im Monat (ca. 254 bis 507 Euro), Facharbeiter wie Baggerführer am oberen Ende. Diese Löhne liegen deutlich über dem lokalen Durchschnittseinkommen, wodurch viele Arbeitsplätze geschaffen und hohe Löhne gezahlt werden.

Dadurch bieten diese Arbeitsplätze einen deutlich besseren Lebensstandard als der lokale Durchschnitt, was die Arbeit für die beteiligten Arbeiter sehr wertvoll macht.

Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die Entwicklung der Fähigkeiten der lokalen Arbeiter. Viele kommen mit wenig oder gar keinem technischen Wissen, aber nach zwei Jahren auf der Baustelle sind sie kompetente Bauarbeiter. Sobald das Staudammprojekt abgeschlossen ist, können sie ihre Fähigkeiten bei anderen Projekten einsetzen und so ihre Karriereaussichten verbessern.

Die technische Ausbildung ist relativ schnell, aber die Sicherheitsausbildung ist umfangreicher. Dies ist sowohl eine gesetzliche Anforderung als auch eine praktische Notwendigkeit, da neue Mitarbeiter potenzielle Gefahren vor Ort erkennen und damit umgehen müssen.

Was sind die Vor- und Nachteile chinesischer Infrastrukturprojekte in Afrika angesichts der Kritik an Schuldenfallen und lokaler Beschäftigung?

Chinesische Unternehmen haben im Ausland einen klaren Vorteil: Wir sind hervorragend in Bereichen, in denen viele amerikanische oder europäische Unternehmen nicht mithalten können. Unsere große Erfahrung im Infrastrukturbereich und unsere ausgereiften Industrieketten ermöglichen es uns, Großprojekte effizient abzuwickeln. Wir verfügen über die Technologie, die Fachkräfte und die Ressourcen, um schnell Teams und Ausrüstung für Großprojekte mobilisieren zu können.

Während Europa und die USA die Phase der großen Infrastrukturentwicklung hinter sich gelassen haben und Projekte wie Kernkraftwerke und Flughafenreparaturen Jahrzehnte dauern, sind chinesische Unternehmen in der Lage, diese großen Herausforderungen effizient zu bewältigen. Für kleinere Projekte mögen Auftragnehmer aus Ländern wie Indien, der Türkei oder Ägypten ausreichen, aber für sehr große Projekte ist China aufgrund seiner Expertise und Erfahrung die bevorzugte Wahl.

Wir stehen jedoch vor Herausforderungen, wenn es um die öffentliche Meinung und Kritik von außen geht. Die meisten Einheimischen, mit denen ich zu tun hatte, sind pragmatisch und konzentrieren sich auf klare Ziele: auf der Baustelle hart arbeiten, nach Beförderung streben und Gehaltserhöhungen verdienen. Normale Arbeiter streben danach, ihre Fähigkeiten zu verbessern und ihre Karriere voranzutreiben, während diejenigen in höheren Positionen oder in der Kommunalverwaltung daran interessiert sind, das Projekt erfolgreich abzuschließen, um Anerkennung und potenzielle Karrierechancen zu erhalten.

Was erhofft sich Afrika von chinesischen Unternehmen nach dem Stahlwerk-Projekt und in welchen Bereichen sollten sie in Zukunft tätig werden?

Investitionen lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Investitionen auf nationaler Ebene und privates Kapital. Große Infrastrukturprojekte, vor allem im Energie- und neuen Energiesektor, werden in der Regel durch staatliche Investitionen vorangetrieben. In unterentwickelten Ländern besteht oft ein Bedarf an wichtigen öffentlichen Gütern wie Elektrizität, bevor kleinere Projekte erfolgreich sein können. Der Bau großer Infrastrukturen, wie z.B. Wasserkraftwerke, ist mit langen Vorlaufzeiten verbunden – bis zu 10 Jahre, bis mit der Stromerzeugung begonnen werden kann, und mehr als 20 Jahre, bis sich die Investition amortisiert hat. Das macht solche Projekte für private Investoren, die schnellere Renditen bevorzugen, ungeeignet. Die Beteiligung des Staates ist hier von entscheidender Bedeutung, da er in der Lage ist, Risiken und langfristige Investitionen zu managen.

Kleinere Projekte wie Fabriken sind mit kürzeren Investitionszyklen und schnelleren Renditen verbunden, was sie für private Investoren attraktiv macht. So kann eine Fabrik, die mit einigen hundert Millionen Dollar finanziert wurde, bereits nach zwei bis drei Jahren Gewinne abwerfen. 

In Afrika zögern private Investoren manchmal, mit chinesischen Unternehmen zusammenzuarbeiten, weil sie über das Investitionsumfeld besorgt sind und nicht ausreichend informiert sind, obwohl Kapital und Technologie zur Verfügung stehen.

Hat die Entwicklung neuer Energien in Afrika eine Zukunft? Kann Afrika die Wende schaffen?

Traditionelle Energiequellen sind oft einfacher auszubeuten. Wohlhabende Länder können Ressourcen wie Öl auf verschiedene Weise aus ärmeren, aber rohstoffreichen Ländern beziehen.

Neue Energien wie Solarenergie vermeiden diese Ausbeutungsprobleme, da Ressourcen wie Sonnenlicht überall im Überfluss vorhanden sind. Allerdings erfordert Solarenergie Technologien, die mit den Schwankungen des Sonnenlichts umgehen können. 

Die Einführung neuer Energieformen könnte in Afrika durchaus einfacher sein als in Industrieländern, wo es erheblichen Widerstand von Arbeitnehmern gibt, die von traditionellen Industrien abhängig sind. Entwicklungsländer haben weniger etablierte Industrien und können sich daher leichter an neue Energielösungen anpassen.

Gibt es Perspektiven für Investitionen in die Landwirtschaft in Afrika? Was sind die Aussichten?

Die Vorstellung, dass die afrikanische Landwirtschaft unter Faulheit oder schlechter Bodenqualität leidet, ist falsch. Tatsächlich sind die Böden in Afrika sehr fruchtbar. Das eigentliche Problem ist der Mangel an Investitionen, die für seine Entwicklung notwendig sind.

Zum Beispiel erfordern afrikanische Termitenhügel, die so hart wie Beton sein können, teure Maschinen, um sie zu entfernen. Viele Bauern vor Ort können sich solche Geräte nicht leisten.

Daher wird die landwirtschaftliche Entwicklung in Afrika eher durch wirtschaftliche Engpässe als durch die Produktivität der Böden behindert. Erfolgreiche Landwirtschaft wird oft von denen betrieben, die viel investieren, nicht von den Bauern vor Ort.

Warum glauben Sie, dass es langfristig sinnvoll ist, Afrika zu unterstützen, trotz einiger Argumente, die im Internet dagegen vorgebracht werden?

Zunächst einmal bin ich nach Afrika gekommen, um zu arbeiten und Geld zu verdienen, nicht um Entwicklungshilfe zu leisten. Bei den Beziehungen zwischen China und Afrika geht es um gegenseitigen Nutzen, nicht nur um Hilfe.

Handelsbeziehungen kommen in der Regel dem entwickelteren Land zugute. Historisch gesehen haben entwickelte Länder wie die USA und Japan mehr von ihren Beziehungen zu China profitiert als umgekehrt.

Aus diesem Grund leisten entwickelte Länder oft Hilfe oder erlassen Schulden – sie profitieren stärker von den wirtschaftlichen Transaktionen.

Quelle: Guanch, Power China